VoWiFi mit Unify WL4
VoWiFi vs. DECT
Schnurlostelefone zu Hause sind weit verbreitet und DECT als Standard seit vielen Jahren etabliert. Wer zu Hause ein gut ausgebautes WLAN mit mehreren Access Points hat, kommt aber vielleicht auf die Idee, VoWiFi statt DECT zu nutzen und so eine größere Reichweite zu haben. Leider sind VoWiFi Telefone bisher von den Herstellern überwiegend für den Einsatz in Unternehmen konzipiert, sodass sich die Einrichtung im Privatbereich kompliziert gestaltet.
Fritz!Box
Die Fritz!Box ist in vielen Haushalten vorhanden und bietet mit der integrierten Telefonanlage hohen Komfort. Durch das eingebaute DECT Modul ist dies sehr einfach möglich und die Fritz!Fons bieten im Zusammenspiel auch viele Funktionen. Auch IP Telefone können an der Fritz!Box angemeldet und genutzt werden. Während man das WLAN durch weitere Access Points sehr gut erweitern kann, gibt es für DECT lediglich Repeater. Auch könnte man eine zweite Fritz!Box hierfür nutzen. Da hierbei aber kein Roaming, also der Wechsel der DECT Basis während des Telefonats möglich ist, hat auch dies Nachteile. Ein weiterer Anwendungsfall kann sein, wenn die Fritz!Box im Keller am DSL-Anschluss hängt und nicht bis ins Dachgeschoss reicht. Ein eher seltener, aber bei umfangreichem IT Equipment anzutreffender Fall ist, die Fritz!Box in ein Rack einzubauen, das den Funk stark abschirmt. Das Problem kann durch Nutzung eines Wi-Fi IP Telefons gelöst werden.
Unify WL4
Die Firma Unify bietet mit ihren Modellen WL4 und dem Vorgänger WL3 zwei VoWiFi Telefone an. Baugleich sind das Ascom i63 und der Vorgänger i62
Programmierer
Um das Telefon zu programmieren, benötigt man eine Programmierladeschale. Diese kann man sich für knapp €100 kaufen oder günstig aus einer normalen Ladeschale bauen, indem an die innenliegenden USB-Kontakte ein Kabel anlötet. Benötigt wird ein mini USB Verlängerungskabel, bei dem man den Stecker abschneidet und die Kabel an die innenliegende Kontaktleiste lötet.
Einrichtung
Für die Einrichtung des IP Telefons muss
dieses in der Programmierschale sein, die per USB-Kabel mit einem PC verbunden
ist. Ich habe es auf einem Apple MacBook Pro leider nicht in einer Virtuellen
Maschine unter Windows 11 ARM hinbekommen, dass das Telefon erkannt wird und
musste hierfür tatsächlich einen alten PC nutzen. Als Software wird neben
einem installierten JAVA das Programm WinPDM benötigt sowie die
USB Treiber für das WL4. Beides bekommt man im Internet oder bei Ascom auf
Anfrage. Unify selbst stellt es anscheinend nur Servicepartnern zur
Verfügung.
Bei laufendem WinPDM steckt man das WL4 in die Programmierschale. Es wird nun erkannt und ein Popupfenster erscheint. Dieses kann man wegklicken. Beim ersten Start wird man nach einer Site gefragt, also dem Standort, für den man Geräte einrichtet. Hier kann man irgendetwas eintragen. Im Numbers Tab muss dem Gerät eine Nummer gegeben werden, indem man in der Menüleiste auf Numbers ▸ New klickt. Ich habe hier die 10000000 genommen, da diese Nummer bei Wahl von Registration identity ▸ Endpoint Number auch für die Anmeldung am SIP-Server genutzt wird und die Fritz!Box mindestens 8 Stellen benötigt. Im Numbers Tab doppelklickt man auf den Eintrag des WL4, um die Einstellungen anzupassen. Es erscheint ein Fenster, indem links in einer Baumstruktur die Bereiche ausgewählt werden, in denen Einstellungen vorgenommen werden können. Wichtig für den Anfang sind:
Bereich | Name | Wert | Kommentar |
---|---|---|---|
Network ▸ Network A | Network name | Netzwerkname | frei wählbar |
Frequency band | 2,4 oder 5 GHz | nach Bedarf wählen | |
SSID | <SSID> | nach Bedarf wählen | |
Security mode | WPA3-Personal | nach Bedarf wählen | |
Passphrase | <WiFi Passwort> | nach Bedarf wählen | |
Device ▸ Settings | Language | German | |
Writing Language | German | ||
Date format | DD.MM.YYYY | ||
Device ▸ General | Time zone | CET | |
NTP server | 192.168.1.1 | IP der Fritz!Box | |
Device ▸ Message centre | Message centre number | <benutzername>@192.168.1.1 | Signalisierung des Anrufbeantworters |
Voice mail number | **600 | Nummer des Anrufbeantworters | |
VoIP ▸ General | Codec configuration | G.722 | HD Voice |
Endpoint number | 10000000 | Benutzername in der Fritz!Box | |
Endpoint ID | <Name des Telefons> | frei wählbar | |
VoIP ▸ SIP | Primary SIP proxy | 192.168.1.1 | IP der Fritz!Box |
SIP proxy password | SIP Passwort | In der Fritz!Box definiert | |
Registration identity | Endpoint Number | ||
Authentication identity | Endpoint Number |
Dann in der Fritz!Box unter Telefonie ▸ Telefoniegeräte ▸ Neues Gerät einrichten ▸ Telefon ▸ LAN/WLAN IP Telefon auswählen und eine Bezeichnung, einen Benutzernamen und ein Kennwort festlegen. Als Benutzernamen kann man bei Wahl von Registration identity ▸ Endpoint Number die 10000000 eingeben. Hat man Registration identity ▸ Endpoint ID konfiguriert, ist hier der unter Endpoint ID eingegebene Name zu nutzen.
Admin Menü
Um in das Admin Menü zu gelangen, wählt man auf dem IP Phone Menü ▸ Einstellungen und gibt dann entweder den Defaultwert 40022 ein oder den unter Device ▸ General ▸ Admin access code eingegebenen eigenen Wert.
Telefonbuch
Das Unify WL4 kann grundsätzlich auf ein LDAP Telefonbuch zugreifen. Allerdings ist hierfür ein WSG notwendig, was eine über €2.000 teure Hardware ist. Somit scheidet diese Lösung für Privatnutzer aus Kostengründen aus. Das Telefonbuch im WL4 kann mit der Software WinPDM als CSV Datei im- und exportiert werden.